George: Angehörige werden häufig in deren großen Bedeutung für den Patienten nicht richtig eingeschätzt. Wie wirkt sich dies in der Apotheke aus?

Dr. Becker: Die pharmazeutische Beratung bezieht sich in der Apotheke ausschließlich auf die Produkte wie Arzneimittel, eventuell auch Hilfsmittel und deren Einnahme. Die Neben- und Wechselwirkungen werden häufig nicht besprochen und damit auch den Angehörigen, die einen Patienten versorgen [...]

{loadposition position-10} und natürlicherweise die Medikamente in der Apotheke besorgen, nicht bewusst. Wichtige Hinweise zu den Medikamenten werden nicht gegeben. Es wird zu sehr auf die kontrollierende Funktion des Arztes gebaut.

George: Was kann der Apotheker dagegen unternehmen?

Dr. Becker: Aktives Nachfragen bei der Abgabe de Medikamentes durch die Apotheke. Dies gilt auch bei telefonischer Beratung oder Versand. Entsprechende Fragen sollten in das Qualitätsmanagementsystem der Apotheke aufgenommen werden. Die damit einhergehende Prozessbeschreibung, bzw. Arbeitsanweisungen müssen mit dem pharmazeutischen Personal entwickelt und dann auch eingehalten werden.

George: Beziehen Sie die Angehörigen aktiv in das Informations- Beratungsgespräch ein?

Dr. Becker: Wir lassen uns Ansprechpartner nennen, um Aufklärung zu geben. Dies betrifft bei uns insbesondere neurologische Indikationen.

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George: Sind die Angehörigen in Ihrer Apotheke auch Kunden?

Dr. Becker: Selbstverständlich! Diese entscheiden natürlich auf Grund unserer Beratung, ob sie zusätzliche Produkte für den Patienten einkaufen oder nicht. Wichtig ist auch die Beratung bezüglich alternativer Behandlungsmöglichkeiten -- unter Einbeziehung des Therapeuten-- , die dann z.B. zum Kauf nebenwirkungsärmerer Produkte führen kann.

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Dies wird durch die Kunden immer honoriert, zumal aktuell nur noch rezeptpflichtige Präparate durch die GKV erstattet werden. Rezeptpflichtig bedeutet nicht immer optimal für den Patienten - oft z.B. bei Infektionen im HNO Bereich ist sogar das Gegenteil der Fall. Weiterhin benötigen diese oft selbst Produkte aus der Apotheke. Nicht nur Medikamente, sondern auch Gesundheits-, Präventions- und Kosmetikprodukte.

George: Nun endet die Versorgungskette – also etwa wie und wann die Patienten ihre Medikamente einnehmen -- nicht in der Apotheke. Was können Sie dafür tun, dass die Einnahme zu Hause klappt?

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Dr. Becker: Die pharmazeutische Nachbetreuung durch z.B. telefonische Beratung und Ansprachemöglichkeit bei Schwierigkeiten und Nachfragen könnte verbessert werden.

George: Was könnten die Apotheken -- allgemein gesprochen -- unternehmen, dass die Angehörigeneinbeziehung besser funktioniert?

Dr. Becker: Zunächst müssen die Apotheken selber über die speziellere Problematik der Angehörigen besser aufgeklärt werden, da diese vielen noch nicht hinreichend bewusst ist. Erst dann können die bereits ausgeführten Dinge umgesetzt werden.

George: Glauben Sie, dass auch die Kosten durch eine wirkungsvolle Einbeziehung reduziert werden und wenn ja auf welche Weise?

Dr. Becker: Natürlich führt der verantwortungsvolle Umgang mit Arzneimitteln zu ökonomischen Vorteilen. Der kompetent informierte Patient und Angehörige weiß sehr gut Bescheid im Umgang mit den verordneten Medikamenten. Daher wird er diese so einnehmen wie erforderlich und auf keinen Fall mehr. Der kritische Umgang mit Medikamenten, der diese dann und nur dann als notwendig erachtet, wenn andere Mechanismen oder Möglichkeiten versagen oder versagt haben , führt zwangsläufig zu Minderverbrauch. Der Angehörige muss die Alternativen kennen, sonst kann er nicht urteilen. Daher ist Aufklärung durch die beteiligten Fachleute notwendig. Der "unbedingte Gehorsam" auf den &dbquo;Verordner“ , den man im Sinne der Pharmazeutischen Industrie auch gerne als "Compliance" bezeichnet, ist kritisch zu hinterfragen. Zu sehr wird Verantwortung delegiert, was leider durch gesetzliche Regelungen noch gefördert wird. Auch das pharmazeutische Wissen des Apothekers wird durch die Pseudoinformationen der pharmazeutischen Industrie überlagert und beeinflusst!

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