Eine Ausstellung des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité in Zusammenarbeit mit dem Institut für Rechtsmedizin der Charité und dem Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin Berlin (6. März bis 13. September 2009). Es vergeht kein Abend, an dem das deutsche Fernsehpublikum sich nicht auf wenigstens einem der Fernsehkanäle ein "detailliertes" Bild von der Arbeit der Rechtsmedizinerinnen und Rechtsmediziner machen kann.
Der Medienrummel und das damit verbundene Interesse hat der deutschen Rechtsmedizin mehr genützt als geschadet. Und doch ist das vom Fernsehen und den Medien vermittelte Berufsbild des Rechtsmediziners allenfalls in Ansätzen mit der Wirklichkeit der rechtsmedizinischen Arbeit vereinbar.
{loadposition position-10}Rechtsmediziner sind keine Polizeibeamte und auch in keiner Weise als Ermittler tätig. Sie klingeln nicht, wie im Fernsehen suggeriert, an der Haustür der Angehörigen von Verstorbenen, um sie zu befragen und dann Theorien über Tathergang und Motiv zu entwickeln. Sie sind nicht an der Verhaftung von Tatverdächtigen beteiligt. Sie haben auch keine "wunderlichen" Computerprogramme, die innerhalb von 45 Minuten einen Todesfall lösen. Mit ihrem Fachwissen bewerten sie Obduktionsbefunde und Ergebnisse nachfolgender Untersuchungen. Daraus allein ergibt sich ein klares Bild davon, was unmittelbar vor, während und nach dem Tode mit dem Opfer passiert ist.
Rechtsmediziner sammeln und liefern die naturwissenschaftlichen Beweise, ob das eine oder andere Szenario in einem gewaltsamen Todesfall wahrscheinlich ist oder ob es ausgeschlossen werden kann. Die genaue rechtsmedizinische Rekonstruktion von Gewaltverbrechen hat entscheidenden Einfluss auf die nachfolgende juristische Bewertung - sei es, dass ein Täter (z.B. mittels DNA-Analyse überführt) zur Rechenschaft gezogen wird oder dass ein zu Unrecht Verdächtigter freigesprochen werden kann. Eine funktionierende Rechtsmedizin auf höchstem wissenschaftlichem Niveau ist unerlässlich für die deutsche Rechtssicherheit. Die Ausstellung "Vom Tatort ins Labor - Rechtsmediziner decken auf" bietet einen Einblick in die Bandbreite rechtsmedizinischer Arbeitsfelder und stellt Arbeitsabläufe und -methoden vor.
Nur wenige Menschen außerhalb der Rechtsmedizin haben eine realistische Vorstellung davon, wie es im Obduktionssaal, in den forensischen Laboratorien und im Alltag der Rechtsmedizin zugeht. So bleibt die Welt der Rechtsmedizin außer Polizisten, Staatsanwälten und den Rechtsmedizinern der Allgemeinheit verschlossen. Vieles, was Rechtsmediziner in ihrem Alltag zu sehen bekommen, liegt jenseits der Vorstellungskraft der meisten Menschen. Trotzdem verzichtet die Ausstellung bewusst darauf zu schockieren oder mit Gruseleffekten zu arbeiten. Der Besucher begleitet den Rechtsmediziner vom Tatort zur Sektion, ins Labor, wo zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden und schließlich bei dessen Sachverständigentätigkeit im Prozess vor Gericht. Texte, Präparate und Grafiken helfen, die Tätigkeit in den einzelnen Bereichen Tatort, Sektionssaal, Labor und Gericht besser zu verstehen. Zusätzlich wird eine Vielzahl möglicher (und manchmal auch unmöglich scheinender) Todes- und Tötungsarten vorgestellt.
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