Die Ausgaben der Krankenkassen werden alleine für die Therapie der Volkskrankheiten wie Diabetes mellitus, Asthma oder Herzinsuffizienz im Jahr 2010 von rund 13 auf 18,5 Milliarden Euro im Jahr 2020 ansteigen. So lautet die Prognose, die sich aus einer aktuellen Hochrechung des Instituts für Medizin-Ökonomie & Medizinische Versorgungsforschung an der Rheinischen Fachhochschule Köln für künftige Behandlungskosten ergibt.

„Wann wird dem Präventionsgedanken seitens der Bevölkerung endlich Beachtung geschenkt?“, fragt Medizin-Ökonom Professor Dr. med. Dipl.-Kfm. (FH) Rainer Riedel. Selbst die neue Bundesregierung hat das Thema „Prävention“ als wichtigen Baustein für ein gesundes Leben und für unsere Gesellschaft in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Mit ein Grund dafür ist, dass allein in den kommenden zehn Jahren die Ausgabenseite der Gesetzlichen Krankenversicherungen aufgrund der Ausbreitung von chronischen Krankheiten um mehr als fünf Milliarden belastet wird. Dieser Mehraufwand wäre jedoch unter den heute bereits bekannten wirtschaftlichen und demographischen Rahmenbedingungen kaum finanzierbar, entgegnet Riedel. Um dieser Entwicklung wirksam entgegen zu wirken, appelliert Professor Riedel an die Eigenverantwortung und Mitwirkungspflicht der Versicherten, wie diese im Sozialgesetzbuch Fünftes Buch in  § 1 SGB festgelegt ist. Hier steht, dass die Versicherten für ihre Gesundheit mitverantwortlich sind; sie sollen durch eine gesundheitsbewusste Lebensführung, durch frühzeitige Beteiligung an gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen sowie durch aktive Mitwirkung dazu beitragen, den Eintritt von Krankheit und Behinderung zu vermeiden.

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Jedoch kann nur ein informierter Patient bei seiner Behandlung aktiv mitarbeiten. Deshalb  fordert Riedel, Patienten verstärkt über ihre Krankheit aufzuklären. Dabei müsse berücksichtigt werden, dass jeder Mensch eine chronische Erkrankung erleiden kann. Der Krankheitsverlauf und die damit verbundenen Therapiekosten seien auch insbesondere davon abhängig, wie der Patient mit seiner Erkrankung lebe. Nur wenn der behandelnde Arzt und der Patient gemeinsam eine leitlinienorientierte Behandlung erfolgreich umsetzen, ließen sich die Mehrzahl der folgenschweren und gleichzeitig kostenintensiven Komplikationen wie beispielsweise der diabetische Fuß und stationären Aufenthalte vermeiden.

Als weiteren, wichtigen Präventionsfaktor sieht Riedel die regelmäßige körperliche Bewegung an. Das Motto müsse lauten: „Deutschland in Bewegung = Prävention zum Nulltarif“. Schon die alte „Trimm-Dich-Bewegung“ aus den 70er Jahren hatte diese Zielsetzung. In zahlreichen Untersuchungen und Studien ist die große Bedeutung von körperlicher Aktivität nachgewiesen worden. Auf diese Weise kann Krankheiten vorgebeugt werden. Verschlimmerungen oder Folgeerkrankungen werden vermieden. Obwohl dieses Wissen allgemein bekannt ist, scheint die Bevölkerung diese Entwicklung im wahrsten Sinne des Wortes lieber „aussitzen“ zu wollen. Die meisten Erwachsenen bewegen sich mittlerweile nicht mehr als 30 Minuten am Tag. Sie sollten wissen:

Bewegungsmangel ist neben falscher Ernährung eine der Hauptursachen für die Adipositas (Fettleibigkeit). Bei Vorliegen einer Adipositas ist die Gesamtmortalität um etwa 20 Prozent erhöht. Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit (KHK) ist bei Übergewicht um 20 Prozent und bei Adipositas sogar um 50 Prozent erhöht. An einer koronaren Herzkrankheit zu sterben, ist bei Adipositas für Frauen um etwa 50 und für Männer um etwa 60 Prozent erhöht. Das Risiko, einen Hirninfarkt zu erleiden oder daran zu sterben, wird bei Männern durch regelmäßige körperliche Aktivität um 27 Prozent reduziert, das Risiko einer Hirnblutung um 40 Prozent.

Die Erfolgsformel für Prävention laute daher: Bewegung, Leitlinienorientierte Therapie und informierter Patient. Das führe zu einem verbesserten Therapieergebnis, zufriedeneren Patienten und damit auch zur Senkung der Behandlungskosten.

{loadposition position-11} Rückfragen: Prof. Dr. med. Dipl.-Kfm. (FH) Rainer Riedel, Institut für Medizin-Ökonomie & Medizinische Versorgungsforschung, Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH, Telefon: 0221–20302-30, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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