Möbel für den Klimaschutz. Nach Wiedervernässung und Aufforstung kann auf geeigneten Niedermoorstandorten wertvolles Erlenholz (Alnus glutinosa) gewonnen werden. Dies ist ein zentrales Forschungsergebnis des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten ALNUS-Projektes [...]
[...] "Renaturierung
von Niedermooren durch Schwarzerlenbestockung" unter der Federführung
von Prof. Michael Succow, Direktor des Instituts für Botanik und
Landschaftsökologie an der Universität Greifswald. Resultate des
zwischen Frühjahr 2002 und Herbst 2005 durchgeführten
Forschungsprojektes werden am 22. und 23. September 2005 bei einem
international besetzten Abschlusssymposium am Alfried Krupp Kolleg in
Greifswald vorgestellt (siehe Programm).
Die Veranstaltung wird vom Botanischen Institut der Universität
Greifswald und dem Institut für Dauerhaft und Umweltgerechte
Entwicklung von Naturräumen der Erde (DUENE) e. V. organisiert. Weitere
Kooperationspartner sind das Landwirtschaftsministerium, das Landesamt
für Forsten und Großschutzgebiete in Mecklenburg-Vorpommern sowie das
Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung in
Müncheberg.
Den Auftakt des zweitägigen Symposiums bildet eine Exkursion zur
ALNUS-Pilotfläche im Trebetal bei Brudersdorf (Landkreis Demmin), die
zur Erprobung und Demonstration des Verfahrens in Zusammenhang mit
einer Wiedervernässung aufgeforstet wurde. Im Anschluss daran werden
Wissenschaftler und Praktiker aus Natur-, Land- und Forstwirtschaft in
Anwesenheit von Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus
Forschungsansätze sowie den gegenwärtigen Umsetzungsbedarf diskutieren.
Im Rahmen des praxisorientierten Forschungsprojektes wurden die
ökologischen und ökonomischen Bedingungen für die umweltverträgliche
Erzeugung von Erlenwertholz auf wiedervernässten Niedermoorstandorten
erforscht. Die Untersuchungen haben gezeigt, dass Erlenholz, welches
beispielsweise für die Herstellung hochwertiger Massivholzmöbel
verwendet werden kann, auch einen sofort wirksamen Beitrag zum
Klimaschutz leistet. Bei einer potenziellen Anbaufläche von 20.000 ha
würde die Atmosphäre jährlich um 600.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2)
entlastet. Von Bedeutung sind derartige Flächen aber auch für den
Arten- und Biotopschutz sowie den Gewässerschutz. Eine entsprechende
Erlenproduktion auf wiedervernässten Niedermoorstandorten bietet somit
mehrere Vorteile - die Erzeugung hochwertiger Holzprodukte
(Nachhaltigkeit), einen Beitrag zum Klimaschutz und nicht zuletzt die
Möglichkeit der Schaffung von Lebensräumen für gefährdete Pflanzen und
Tierarten (Biodiversität).
Ferner können bei einer energetischen Nutzung der Holzbiomasse fossile
Energieträger (Gas, Kohle, Öl) ersetzt werden. Eine Honorierung der
Kohlenstofffestlegung ist zu empfehlen, da sie eine volkswirtschaftlich
günstige Klimaschutzmaßnahme darstellt und einen Beitrag zur
effizienten Nutzung knapper Ressourcen (das sind die völkerrechtlich
verbindlichen Reduktionsverpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland
nach dem Kyoto-Protokoll) erbringt.
Über die umsetzungsrelevanten Ergebnisse des ALNUS-Projektes informiert
ein praktischer Leitfaden, der Kriterien und Maßgaben für die
Standortwahl und Standortbehandlung von Aufforstungsflächen enthält.
Der Leitfaden richtet sich vorrangig an Landwirte und Eigentümer, die
für Niedermoorflächen ökonomisch tragfähige Nutzungsalternativen
suchen. Für politische Entscheidungsträger werden kostengünstige und
umweltverträgliche Nutzungsalternativen aufgezeigt und eine Übersicht
zu innovativen marktwirtschaftlichen Steuerungsinstrumenten gegeben.
Hintergrund
Die Landnutzung in den Ländern der Europäischen Union befindet sich in
einer permanenten Umstrukturierung. Allein in Norddeutschland nehmen
Niedermoore etwa eine Fläche von 820.000 ha ein, wovon sich 300.000 ha
in Mecklenburg-Vorpommern befinden. Die herkömmliche, auf tief
greifende Entwässerung basierende Nutzung von Niedermooren als Grünland
führte zu einer starken Standortdegradierung und zur Belastung der
Umwelt durch das dadurch freigesetzte treibhausrelevante Kohlendioxid.
Dies widerspricht nicht nur den Erfordernissen einer dauerhaft
umweltgerechten Landnutzung, sondern verursacht zudem erhebliche
volkswirtschaftliche Kosten. Umweltverträgliche Nutzungsformen auf
wiedervernässten Niedermooren gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung.
Derartige Lebensräume sind hochproduktiv, da ihnen sowohl ausreichend
Wasser als auch Nährstoffe zur Verfügung stehen.