Erste Studie über den Weg der Akupunktur in die deutsche Zahnmedizin.
Jesuiten-Mönche kannten es, Chinesen wenden es seit Jahrtausenden an:
das Heilen mit den Nadeln. Als Schmerzmittel ohne Nebenwir-kungen wird
die Akupunktur heute von manchen Zahnmedizinern gepriesen. Moderne
Mittel wie Strom, Magnetfeld und Laser verstärken möglicherweise die
Wirkung der Stimulation durch die Akupunkturnadeln.
Das traditionelle
Heilverfahren fand vergleichsweise spät Eingang in die deutsche
Zahnmedizin - erst in den 50er Jahren befassten sich Forscher mit der
jahrtausendalten Methode. Studien über ihre Wirkung fehlen bis heute.
Die Geschichte der Akupunktur in der deutschen Zahnheilkunde und ihren
heutigen Stel-lenwert erforscht in einer bundesweit einmaligen Studie
Dr. Eleonore Sach am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an
der Universität zu Köln.
Ein Gedicht über Gichtleiden macht die Akupunktur auf dem Alten
Kontinent bekannt. Die Frau eines Geistlichen beschreibt Ende des
17.Jahrhunderts in Versen die Be-schwerden ihres Ehemannes in einem
medizinischen Sammelband. Die Kunst des Heilstechens, die seine
Schmerzen gelindert hat, schildern die weiteren Aufsätze mit
Zeichnungen der Nadel und der Wirkungspunkte. Eine Integration des
chinesischen Verfahrens in die europäische Medizin findet in dieser
frühen Epoche nicht statt -- zu unterschiedlich ist die östliche
Tradition von den kausal-analytischen Vorstellungen des Westens.
Die Akupunktur beruht auf der mystischen Vorstellung, dass die
kosmische Ordnung vom harmonischen Zusammenspiel der polaren Energien
Ying und Yang beherrscht wird. Aus deren Wechselwirkung entsteht die
Lebensenergie Qi, die durch den menschlichen Körper fließt. Krankheit
ist eine Störung dieses Flusses, die die Ärzte durch das Einstechen an
bestimmten Punkten, die den Organsystemen zugeordnet werden, beseitigen
können.
Erst Mitte des 20. Jahrhunderts verbreitet sich die Heilmethode in der
deutschen Zahnmedizin, stellt die Kölner Wissenschaftlerin fest. Ein
deutscher Arzt ist es, der die alte chinesische Methode mit moderner
Technik verbindet: der Arzt Reinhard Voll verwendet elektrischen Strom
zur Stimulierung der Korrespondenzpunkte im Körper. Weltbekannt wird
die Akupunktur in den 70er Jahren. Als ein amerikanischer Journa-list,
der den Präsidenten Nixon in China begleitet, anstatt mit herkömmlicher
Betäu-bung mit Hilfe der feinen Nadeln schmerzfrei operiert wird, gehen
die Bilder dieser Operation um die Erde. Seit diesem Zeitpunkt steht
die Heilmethode bei den Schmerztherapeuten im Brennpunkt des Interesses.
Unabhängig von einem bisher fehlenden wissenschaftlichen Nachweis der
Wirksam-keit, so Dr. Sach, wird die Methode auch von Schulmedizinern in
Deutschland teilweise akzeptiert. 1406 deutsche Zahnärzte haben eine
Grundausbildung absolviert, in der Praxis wird die Ohr- und
Mundakupunktur zur Schmerzlinderung und Betäubung eingesetzt. Parallel
zur steigenden Akzeptanz der Methoden wird ein gewisser
Qualitätsverfall beobachtet. In wissenschaftlichen Studien über die
traditionelle Methode fehlen häufig statistische Daten und klinische
Erfahrungsberichte über die Anwendung und Wirkung der Nadelstiche.
Daher fordert die Kölner Medizinerin Zahnärzte aus Praxis und Klinik
auf, ihre Erfahrungen wissenschaftlich auszuwerten und zu analysieren,
um objektive Erkenntnisse über den Erfolg der Akupunktur bei
Zahnbehandlung zu erlangen.
Verantwortlich: Maria Wasinski
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