Die bislang größte Akupunkturstudie bei Migränepatienten
belegt den schmerzlindernden Nutzen der fernöstlichen Nadelbehandlung. Schmerzen, Übelkeit, Sehstörungen - rund 10 Millionen
Menschen in Deutschland leiden unter diesen Migränesymptomen. Medikamente können
helfen, doch der Effekt ist oft unbefriedigend und die Nebenwirkungen
abschreckend.
Viele schmerzgeplagte Patienten suchen daher Hilfe bei einem Akupunkteur. Doch bislang war der Erfolg der fernöstlichen Methode nicht ausreichend belegt. Aufgrund der starken Nachfrage seitens der Patienten startete eine Gruppe von Krankenkassen eine großangelegte Studie, die den schmerzlindernden Nutzen der Akupunktur wissenschaftlich überprüfen sollte.
{loadposition position-10}Die Ergebnisse überraschten sowohl Schulmediziner als auch Vertreter der traditionellen chinesischen Medizin: Akupunktur verringerte die Migräneattacken um knapp die Hälfte. Jedoch spielte es dabei keine Rolle, ob die Akupunkturnadeln gemäß der traditionellen chinesischen Lehre gesetzt wurden oder wenige Zentimeter davon entfernt. Dieses Resultat deckt sich mit den Erfahrungen aus einer früheren Akupunkturstudie.
Im letzten Jahr wiesen Wissenschaftler den
Nutzen der Nadelbehandlung bei chronischen Kreuz- und Rückenschmerzen nach. Die
Akupunktur wirkte sogar deutlich besser als die schulmedizinische Behandlung mit
Massagen, Krankengymnastik und Medikamenten. Doch auch hier galt: Die
Nadelstiche halfen, der genaue Ort der Nadelung war zweitrangig.
Damit
werfen die Ergebnisse dieser großen Akupunkturstudien zwei Fragen auf, die erst
durch weitere Studien beantwortet werden können: Spielt der Ort der Nadelung
wirklich keine Rolle, oder sind die wirksamen Akupunkturzonen nur weitaus
großflächiger als von der traditionellen chinesischen Medizin angenommen? Beruht
die Wirkung der Akupunktur möglicherweise auf einem Placeboeffekt?
Diese zweite
Vermutung trifft bei Dieter Melchart, Leiter des Zentrums für naturheilkundliche
Forschung im Klinikum rechts der Isar, auf Skepsis: "Die Akupunktur ist mehr als
eine Placebopille. Die Nadelreize lösen vermutlich im Gehirn spezifische
Vorgänge aus, die unsere Schmerzwahrnehmung drosseln. Hinzu kommt der
psychologische Effekt der intensiven Betreuung durch den Therapeuten und die
Entspannung, die der Patient während der Behandlung erfährt."
Dieses
Ergebnis veröffentlichten Dr. Klaus Linde vom Zentrum für naturheilkundliche
Forschung des Klinikums rechts der Isar und Kollegen soeben in der renommierten
Fachzeitschrift JAMA.
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