gesundheitswirtschaft.info: Wo sehen Sie die wichtigsten Veränderungsimpulse im Bereich der regionalen Versorgungsentwicklung?

Die wichtigsten Veränderungen sehe ich darin, dass wir die Ärzteschaft davon überzeugen, dass Sie sich betriebswirtschaftlich anders ausrichten müssen. Bisher waren Ärzte stark geprägt vom klassischen berufsständischen Denken, der Zusammenarbeit mit den KVen und das Thema Betriebswirtschaft war nur im Bereich der Praxen relevant. Wir wollen gerne die Ärzte davon überzeugen, dass Sie sich auf Ihre Kernfunktionen beschränken und für alles andere, was der Patient nicht sieht - wie Backoffice-Aufgaben - sollten industrielle Geschäftsprozesse generierte werden. Diese Backoffice-Aufgaben wollen wir durch Kooperationen anbieten, dies ist ja auch die Idee einer Genossenschaft. Es ist jedoch darauf zu achten, dass einerseits keine Konzernstrukturen entstehen, andererseits die regionale Verbindung erhalten bleibt - die Bank hat hier eine wichtige Position zu vertreten.

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gesundheitswirtschaft.info: Was wollen Sie in der nächsten Zeit anpacken und was könnten die Genossenschaften hier insgesamt leisten?

Wir haben bereits erfolgreiche Genossenschaften mit unterschiedlichen Strukturen wie die WEGE und GoLu. Dies sind örtlich induzierte Genossenschaften. Auf der anderen Seite haben wir auch hessenweite Genossenschaft, die auch in Thüringen tätig sind. Wir müssen über die punktuelle und regionale Betrachtung hinaus um Skaleneffekte zu schaffen. Wir müssen es also schaffen, alle Player in der Wertschöpfungskette zusammenzubringen.

gesundheitswirtschaft.info: … und was könnten die Genossenschaften hier insgesamt leisten bzw. wo sehen Sie die Vorteile zu anderen Organisationsformen?

Die wichtigsten Vorteile sind: Eine Genossenschaft ist eine Non-Profit-Organisation. Die Genossenschaft selbst strebt nicht nach Gewinnen an sich, sondern braucht nur so viel, dass die Backoffice-Kosten gedeckt sind. Der Arzt wiederum braucht kein Backoffice, dafür hat er ja die Genossenschaft, welche ihn entlastet. Zusätzlich sind Genossenschaften demokratisch organisiert, und somit hat auch jeder Arzt ein Mitspracherecht, und zwar immer pro Kopf eine Stimme, also kein Stimmrecht nach Kapitalanteilen. Weiterhin verfügt jede Genossenschaft über eine Satzung und ist Mitglied in einem Prüfungsverband. Dieser führt die genossenschaftliche Pflichtprüfung durch, was auch zur Qualitätsicherung beiträgt.

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gesundheitswirtschaft.info: Vielen Dank Herr Bonow für das Interview!



Foto: gesundheitswirtschaft.info 
Martin Bonow
Vorstand des Genossenschaftsverbands Frankfurt

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