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Vom stillen Gedenken in die Zukunft

Die Gedenksteinlegung war auch Auftakt für ein zukunftweisendes Projekt, für das die Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll die Federführung übernommen hat. Unter dem Namen „Verrückte Welten - Haus der Psychiatrie“ soll in der ehemaligen Krankenhauskapelle - gegenüber dem Gedenkstein - ein Museum, Ausstellungshaus und Veranstaltungszentrum entstehen. Dazu äußert sich Martin Sielaff, vom Stiftungsvorstand: „Historisch geht es darum, die Hamburgische Psychiatriegeschichte aufzuarbeiten. Kulturell geht es darum, psychische Erkrankung und seelische Behinderung als Beitrag zur pluralistischen gesellschaftlichen Normalität erlebbar zu machen. Die ehemalige Kapelle wäre dafür der geeignete Ort.“

Das Projekt „Verrückte Welten - Haus der Psychiatrie“ möchte informieren, neue Vorstellungsbilder von der Psychiatrie schaffen und psychisch erkrankten Menschen Arbeit im Bereich Tagung und Gastronomie bieten. Die Angebote des Projektes sind mal ernsthaft und nachdenklich, mal emotional und ausdrucksstark, mal verspielt und unterhaltsam.

Egal ob Museum, Kunstausstellung oder Gastronomie: die „Verrückten Welten“ wollen informieren und den Horizont dessen erweitern, der sich auf sie einlässt. Zur Realisierung des Projektes hat sich bereits Ende 2007 eine Gruppe konstituiert, deren Mitglieder aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen stammen. Neben der inhaltlichen Arbeit geht es im Projekt derzeit vor allem darum, die Kapelle als geeignete Immobilie zu sichern sowie um die ideelle Unterstützung und die Spendenakquise. „Noch sind wir erst am Anfang. Wir sind aber überzeugt, dass dieses Projekt Berührungsängste zu Menschen mit einer psychischen Erkrankung abbauen und einer Ausgrenzung dieser Menschen entgegenwirken kann“, so Martin Sielaff.

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Hintergrund:

Zwischen 1939 und 1945 wurden im Deutschen Reich im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms mehr als 100.000 Geisteskranke und Behinderte ermordet, darunter auch viele Kinder. Neuere Forschungen gehen sogar von bis zu 260.000 Opfern aus. Die „Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn“ war seit 1936 die einzige große staatliche Institution in Hamburg für psychisch Kranke. Langenhorn war damit Drehscheibe der Anstaltsdeportationen in Hamburg. Die Patienten dort galten im Sinne der nationalsozialistischen „Rassenhygiene“ als „unwertes Leben“. Sie wurden im Laufe der Jahre an mehr als 20 Tötungsanstalten transportiert. 4097 Fälle konnten dokumentiert werden. Nachzulesen in der Publikation „Wege in den Tod“, Hg. Klaus Böhme/Uwe Lohalm, Hamburg 1993 (Forum Zeitgeschichte Band 2, Forschungsstelle für die Geschichte des Nationalsozialismus in Hamburg).

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