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Bis zu 4.000 koloniebildende Einheiten (KBE) pro 10 cm2 tummeln sich laut der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) auf den Auflageflächen von Klinikbetten in chirurgischen Stationen. Darunter befinden sich sowohl Bakterien wie Enterokokken, S. aureus, E. Coli ebenso wie Pseudomonas und Acinetobacter. Das Bett ist einer der häufigsten Überträger von pathogenen Mikroorganismen, da der Patient direkt und ständig mit ihm in Berührung kommt.

80 bis 100 Gramm Keime, Ausscheidungen, Wundsekrete und Schmutz haften an jedem Kilogramm Bettwäsche und Matratze. Greift man auf mangelhafte Materialien zurück und werden die Liegeflächen nicht einwandfrei aufbereitet und desinfiziert, erhöht sich die Gefahr von einer nosokomialen Infektion noch um ein Vielfaches.

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„Gerade beim Matratzenschutz ist es wichtig, dass das Material atmungsaktiv, feuchtigkeitsdurchlässig und gleichzeitig milbendicht und desinfektionsfähig ist“, erläutert Lutz Braun. Der Geschäftsführer des Bettenhauses Braun in Flein bei Heilbronn hat sich auf die Produktion von Sonderanfertigungen und anwenderspezifischen Lösungen spezialisiert. Zu Brauns Kunden gehört etwa die Hohenloher Krankenhaus gGmbH. Neben dem Schutzbezug liefert das Unternehmen seit zehn Jahren auch Bettwäsche in Sondergrößen an die Klinikstandorte in Öhringen und Künzelsau.

„Die Decken und Kissen werden aus einem speziellen Perkal hergestellt, der zu 65 Prozent aus Polyester und zu 35 Prozent aus hochwertiger Baumwolle besteht“, so Braun. Dadurch werden die Vorteile des Natur- und des Kunstmaterials auf effektive Weise miteinander kombiniert: Baumwolle ist weich und kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich nass anzufühlen. Zudem ist sie atmungsaktiv und sehr strapazierfähig. „Polyester trocknet schnell und ist besonders pflegeleicht“, ergänzt Braun. Außerdem sind beide Materialien antiallergisch und hautverträglich.

MRSA verbreitet sich vor allem über die Bettwäsche

Auch die DGKH empfiehlt sowohl bei der Matratze und bei Bettwäsche als auch bei Kissen und Decken eine gute Durchlässigkeit und die Verwendung leicht desinfizierbarer, flüssigkeits- und keimdichter Materialien. Denn die Betten, so zeigen aktuelle Untersuchungen von unterschiedlichen Instituten, sind innerhalb von kürzester Zeit mit MRSA und Pseudomonas aerugionsa kontaminiert. Demnach verbreiten sich 43 bis 52 Prozent der MRSA-Bakterien über die Bettwäsche.

Im Hohenloher Krankenhaus ist Susanne Hehl für die Hygiene der Bettausstattungen verantwortlich. „Das komplette Bett wird bei uns zentral desinfiziert und aufbereitet“, berichtet die Hauswirtschaftsleiterin. Hehl kommt ursprünglich aus der Luxushotelbranche und ist nun schon seit rund zehn Jahren im Krankenhaus tätig. „Ich wäre sofort bereit, in einem unserer Klinikbetten zu übernachten, ohne Bedenken wegen der Sauberkeit“, so Hehl. „Bei Hotelbetten hingegen werden die Ansprüche in der Regel viel niedriger angesetzt.“ Dabei sind die Bettkonstruktionen in Kliniken aufgrund ihres Aufbaus und ihrer Funktionen weitaus komplizierter zu reinigen als handelsübliche Betten.

Zertifikate weisen hohen Hygienestandard nach

Um die Reinheit nachweislich zu garantieren, lässt das Hohenloher Krankenhaus die Betten regelmäßig von den Hohensteiner Instituten testen. Dazu nehmen die Sachverständigen des Forschungsinstituts jährlich unangemeldete Betriebsbegehungen vor und überprüfen das Krankenhaus auf ein konsequentes Hygienemanagement hin. Es werden mikrobiologische Flächenabdrucke und Wasser entnommen und exemplarisch Wäscheproben im hochmodernen mikrobiologischen Labor des Instituts untersucht. Nur wenn die hygienischen Anforderungen nach den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts sowie dem Güteausschuss der Gütegemeinschaft erfüllt sind, erhält das Krankenhaus das Gütezeichen für Haushalts- und Objektwäsche inklusive des Hygienezeugnisses für Krankenhauswäsche (RAL-GZ 992/2). So dürfen bei trockener Wäsche beispielsweise neun von zehn Proben einen Grenzwert von 2 KBE pro 10 cm2 nicht überschreiten. Fakultativ pathogene Keime, wie zum Beispiel Escherichia Chloacae, müssen nachweislich abgetötet sein.

Eine umfassende Bettenhygiene umfasst laut der DGKH die Verhütung von Infektionen und einer Verbreitung von Krankheitserregern mittels einer sachgemäßen Aufbereitung des gesamten Bettes – also der Matratze, des Kopfkissens, der Decke und der Bettwäsche sowie der Lagerungshilfen, der Materialien zur Dekubitusprophylaxe und des Bettgestells inklusive der fest montierten Zusatzteile. In Zukunft ist zu erwarten, dass der Hygienestandard in Kliniken noch steigen wird. Denn die medienwirksamen Skandale, die inzwischen in der ganzen Bundesrepublik auftauchen, schüren die Angst von Patienten und deren Angehörigen. Sie achten inzwischen immer mehr auf lupenreine Sauberkeit in den Krankenhäusern. Das vom Bundesgesundheitsministerium geforderte Hygienesiegel und die verpflichtenden Untersuchungen sind erste Reaktionen darauf.

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