Nach Schätzungen der EU-Kommission werden rund 70 Prozent aller Versuchstiere bei der Testung von Chemikalien auf reproduktionstoxische Wirkungen eingesetzt. Hier fallen auch rund 70 Prozent der Kosten an - insbesondere für die Prüfung von Stoffen auf Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit bzw. Fortpflanzungsfähigkeit. Der Grund: REACH schreibt für Chemikalien, die in Mengen von über 1000 Tonnen produziert werden, als Standardanforderung einen 2-Generationentest an der Ratte vor (OECD-Prüfrichtlinie 416). Für einen solchen Test werden derzeit pro geprüfter Substanz rund 3.000 Tiere benötigt.
Das BfR setzt sich für ein abgestuftes Vorgehen mit geringerer Tierzahl ein. Nach Meinung des BfR und anderer international führender Institutionen könnte der Basistest auf eine Generation beschränkt werden. Es zeichnet sich nämlich ab, dass die Untersuchung von nur einer Generation kaum zu einem Verlust an bewertungsrelevanten Informationen führt. Um aber einen 1-Generationentest (OECD-Richtlinie 415) im Rahmen von REACH einsetzen zu können, müssen zunächst die entsprechenden OECD-Prüfrichtlinien aktualisiert werden. Vorarbeiten für den Einsatz eines solchen Tests in einem Stufenprogramm für die Prüfung von Pflanzenschutzmitteln wurden durch das International Life Science Institute/Health and Environmental Sciences Institute, USA, geleistet.
{loadposition position-11}Das BfR hatte einen Vorschlag für einen verbesserten 1-Generationen-test bei der OECD eingereicht. Dieser Vorschlag wird auch von der amerikanischen Umweltbehörde EPA (Environmental Protection Agency) unterstützt. Ist die Arbeit erfolgreich, könnte der aktualisierte Basistest bereits im Jahre 2009 im Rahmen von REACH eingesetzt werden. Je geprüfter Substanz ließen sich damit rund 1400 Versuchstiere einsparen. Bei geschätzten 2000 Stoffen, die innerhalb der nächsten drei Jahre bei der Chemikalienbewertung geprüft werden, würde sich die Zahl der eingesetzten Versuchstiere damit um 2,8 Millionen reduzieren.
-Neues EU-Chemikalienrecht: Tierschutz und Verbraucherschutz sind vereinbar! (09/2004, 10.08.2004)