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Laut einer DAK-Studie haben knapp fünf Prozent aller Beschäftigten schon einmal Pillen eingenommen, die sie leistungsfähiger machen sollen. Etwa 800.000 Deutsche greifen häufiger dazu. Ohne dieses Doping fühlen sich 23,5 Prozent der befragten Frauen und 11,5 Prozent der Männer den Anforderungen des Alltags nicht gewachsen. Auch Medizinstudenten nehmen immer öfter die „kleinen Helfer“, insbesondere vor Prüfungen. In Deutschland fallen Medikamente, die in die Gehirnchemie eingreifen, wegen Suchtgefahr meist unter das Betäubungsmittelgesetz. Mit etwas Geschick lassen sich die Pillen jedoch über Online-Apotheken beziehen. Zudem gehört Ritalin® zu den Medikamenten, die Ärzte besonders häufig ohne passende Diagnose verordnen. 

Einige Experten werten die genannten Substanzen als Einstiegsdrogen. Andere schätzen das davon ausgehende Risiko für eine Sucht weniger dramatisch ein. Sie ziehen Parallelen zum Konsum von Koffein. Auch für körperliche Schäden liegen bislang keine Belege vor. Jeder zweite Konsument stuft den Nutzen der Mittel höher ein als ihre Risiken und hält es deswegen für vertretbar, sie einzunehmen. „All dies spricht für unbedingten Forschungsbedarf bezüglich der von Neuro­enhancern ausgehenden Gefahren“, sagt Professor Bauer. Abgesehen davon schaffen sie – sofern sie wie gewünscht wirken – ungleiche Verhältnisse, indem sie Konsumenten bevorzugen gegenüber denen, die keinen Zugang zu den Medikamenten haben.

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Die DGCH beurteilt den wachsenden Stellenwert des Neuroenhancement äußerst kritisch. Dies gelte auch für ein aktuelles Memorandum von sieben Experten unterschiedlicher Fachrichtungen. Darin finden diese „keine überzeugenden grundsätzlichen Einwände gegen eine pharmazeutische Verbesserung des Gehirns und der Psyche“. Ein Risiko sehen die Autoren lediglich in einer möglichen körperlichen Anhängigkeit „Ein liberalisierter Umgang, der mangels qualifizierter Studien schlicht auf Unsicherheit und Unwissenheit basiert, wäre jedoch das falsche Signal“, sagt Professor Bauer. Im Rahmen einer Studie zur Lebensqualität von Chirurginnen und Chirurgen befragt die DGCH die Teilnehmer auch zur Einnahme von Neuroenhancern.

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